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Earthventure in Las Vegas - Cover
Earthventure in Las Vegas 2

Earthventure in Las Vegas

Erschienen im VSS-Verlag Oktober 2023
Softcover, 288 Seiten.
19 x 12 x 2,1cm

Aus dem Klappentext: Ulionk ist die erste Touristin, die den Abenteuerurlaub in Las Vegas bucht, ganz authentisch mit einem individuell für sie zusammengestellten Reiseprogramm, das einen Kindergeburtstag und einen illegalen Hundekampf beinhaltet. In der verrücktesten Stadt der Welt, wo man als Alien kaum auffällt, tut ihr Reiseführer Josh alles dafür, dass sein Gast nicht entlarvt wird.

Ich habe dieses eBook vom Verlag kostenlos erhalten und rezensiere es nach bestem Wissen und Gewissen. Zunächst war ich skeptisch, was mich da erwartet. Je tiefer ich in den Inhalt eindrang, umso mehr fesselte er mich aber.

Ich hatte mit Science Fiction gerechnet. So ganz trifft es das nicht, denn die Wissenschaft wird in diesem Buch nicht thematisiert. Am ehesten würde ich das Genre als »Cosy Fiction« benennen, denn brenzlige Situationen gibt es im Buch zwar reichlich, sie lösen sich aber meist rasch in heiteres Wohlgefallen auf.

Das Setup bietet reichlich Platz für absurde Situationen. Die Erde als unerforschter Planet wird erstmals von Außerirdischen bereist. Diese haben eine Vorliebe für zuckerhaltige Speisen jeglicher Art, die sie in Mengen vertilgen, die in Deutschland Aufsehen erregen würden. In den USA, insbesondere in Las Vegas, gilt aber die Devise »leben und leben lassen«. In einem Land, in dem es normal ist, daß bei einem Wettessen jemand sechzig Hotdogs in wenigen Minuten herunterwürgt, erregen vierundzwanzig Donuts nur ein müdes Lächeln.

Nach mehreren Versuchen, mit verschiedenen Erdenbewohnern in Kontakt zu kommen, prüfte Odiklu noch einmal seinen Übersetzungsapparat, den er unauffällig wie einen Ohrring trug, so dass es einem unaufmerksamen Gesprächspartner nicht auffiel, dass die Stimme nicht direkt aus seinem Mund kam. Odiklu musste mit seinem Mund – oder besser gesagt mit seiner Zunge – ohnehin etwas vorsichtig sein, denn selbstverständlich konnte er Dr. Düklus Greenaway-Lotion, nicht auf seine grünliche Zunge auftragen. Das heißt, theoretisch hätte er das gekonnt, aber Dr. Düklus Greenaway-Lotion schmeckte einfach scheußlich.

An einem Stand, an dem Actionfiguren von Godzilla angeboten wurden, wagte Odiklu es erneut und sprach einen vollschlanken jungen Mann mit einem Ansatz von Halbglatze und Spiderman-T-Shirt an.
„Hey, gleichgesinnter Comicfan. Wie geht es Dir?“ fragte Odiklu ungelenk. Innerhalb von sieben Sekunden baute sich in seinem Gesicht ein breites aufrichtiges Angrodaner-Lächeln auf.

(Textprobe aus »Earthventure in Las Vegas«)

So richtig ein Sympathieträger ist keiner der Protagonisten. Am ehesten noch »Tante Uli aus Kirgistan«, wie die Außerirdische Ulionk in Las Vegas eingeführt wird. Josh, die Hauptperson, die in der Textprobe von Odiklu auf einer Comicmesse angesprochen wird, ist eher ein Antiheld, was der Geschichte im Übrigen gut bekommt. Er stolpert hilflos durch die Handlung und fällt von einer Kalamität in die nächste. Ohne die ständige Hilfe seines Freundes Henry wäre er aufgeschmissen.

colorful doughnuts
Photo by Tijana Drndarski on Pexels.com

Es macht Spaß, den beiden dabei zuzusehen, wie sie versuchen, alle von ihrer Gästin gewünschten Programmpunkte zu organisieren. »Tante Uli« ist sowieso mehr an regelmäßigen Zwischenstops in Eisdielen oder Kalorien-Ketten à la »Dunkin’ Donuts« interessiert und sieht großzügig darüber hinweg, wenn aus dem illegalen Hundekampf plötzlich ein Hahnenkampf wird oder das Kind auf der Feier gar nicht Geburtstag hat. Hauptsache authentisch!

Die USA kommen in diesem Roman als eine Ansammlung von lustigen Klischees daher und sind dabei so meilenweit von unserer deutschen Lebensweise entfernt, daß ich mir die Augen gerieben habe, etwa bei der »Monster Challenge«, in der es darauf ankommt, fünf Pfund Eiscreme in 30 Minuten zu essen. Die Autorin ist aber mit genügend Ernst dabei, daß man erkennt, daß viele dieser »Vorurteile« möglicherweise sogar wahr sind.

Manchmal läuft mir die Geschichte etwas zu glatt, etwa wenn sich herausstellt, wie Reiseveranstalter Odiklu an die von ihm großzügig verteilten Dollars kommt oder wenn »Tante Uli« beim Hahnenkampf verhaftet wird und auf einer amerikanischen Polizeiwache landet. Unterm Strich ist es aber ein großartiger Spaß und ich habe öfter überlegt, ob ich das Buch wegen Fremdscham kurz zur Seite lege oder herzhaft loslache. Meist habe ich letzteres getan.

Insgesamt habe ich mich monsterchallengemäßig amüsiert und vergebe gern 4,5 von 5 Sternen.

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