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Mike Gorden: Jahresendgedanken

Jahresendgedanken 2020

Wieder geht ein Jahr zu Ende und ich ziehe – wie Du sicher auch – Bilanz. Zur politischen Lage werde ich mich wie immer der Stimme enthalten. Ich habe eine klare private Meinung dazu, aber ich schreibe in einem anderen Genre und möchte das nicht vermischen.

Mir steht jetzt mehr Zeit als früher zur Verfügung, die ich in meine Leidenschaft stecke. So ist mein Ausstoß gewachsen. Im vergangenen Jahr habe ich einen Roman (Der gefrorene Urknall) und zwei Kurzromane (Der Gefangenentransport + Der Fluch der anderen Seite) veröffentlicht. Ein weiterer Roman (Empath) steht unmittelbar vor der Veröffentlichung, zwei weitere Romane sind weit fortgeschritten und ich habe eine Menge Ideen für neue Kurzromane. Von der Bezeichnung ‘Kurzgeschichten’ nehme ich mittlerweile Abstand, denn auch meine Kurzgeschichten haben zumindest die Länge einer Novelle.

Außerdem habe ich unter dem Pseudonym Anna Wagner einen Kurzroman meiner verstorbenen Mutter veröffentlicht (Die Schuld des Anton Eschlinger), den sie vermutlich in den Fünfzigern verfaßt hat. In ihrem Nachlaß befanden sich nämlich vier in Sütterlin beschriebene Schulhefte, in denen sie die Geschichte aufgeschrieben hat. Ich habe den Text entziffert und lektoriert. Das war ein spannendes Projekt aus einem völlig anderen Genre und ich bin mittlerweile überrascht, wie viele Leser es für Geschichten im Stile Hedwig Courths-Mahlers heute noch gibt! Vielleicht sollte ich das Genre wechseln 😎

Das Fazit meiner letzten Leserunde sehe ich nicht rundum positiv. Es gab eine Menge wertvolle Rückkopplung zu »Der gefrorene Urknall« und ich habe spannende Diskussionen über Handlungsstränge und die Entwicklung meiner Charaktere geführt. Das gibt mir ein klareres Bild davon, welche Leser ich mit meinen Geschichten anspreche, denn diesmal erhielt ich auch eine Reihe Kritiken von Personen, die mit meiner Geschichte nichts oder nur wenig anfangen konnten.

Bisher habe ich versucht, meinen Schreibstil so anzupassen, daß ich möglichst viele Leser anspreche. Mit diesem Konzept bin ich gescheitert. Es gibt Grenzen, die ich nicht überschreiten kann und will. Ich werde beispielsweise immer ein auktorialer Erzähler bleiben. In »Der Gefangenentransport« habe ich mit einen Ich-Erzähler in der Gegenwartsform experimentiert. Das ist der Geschichte gut bekommen. Die Distanz zu meinen Charakteren verkürzt es allerdings nicht. Meiner Meinung nach ist das auch nicht schlecht, denn ich bringe mit dieser Erzählweise selbst romantische, erotische und sogar pornographische Setups so rüber, daß sie Dich einfangen und absorbieren. So what?

Schwerer fällt es mir, mich von meinem eher wisssenschaftlichen Erzählstil zu lösen. Seinerzeit hat es mich in meiner Dissertation eine Note gekostet, daß ich den Anspruch hatte und habe, daß meine Texte nicht nur für Chemiker verständlich sein müssen, sondern prinzipiell für jede und jeden. Heute stehe ich mir manchmal selbst damit im Weg, daß ich offenbar doch genügend Wissenschaftlerjargon übernommen habe, um meine Texte nicht immer leicht verständlich erscheinen zu lassen.

In der Erstauflage von »Gefahr von der anderen Seite« habe ich versucht, das Problem mit Fußnoten und einem Glossar zu lösen. Das hat es aber nicht bessser gemacht. Mittlerweile stehe ich auf dem Standpunkt, daß ich es Dir gelegentlich zumuten kann, einen Sachverhalt oder ein Wort, das Dir fremd ist, in eine Suchmaschine oder bei Wikipedia einzugeben.

Mein »Moíra-Zyklus« ist anspruchsvolle Lektüre mit einem komplexen Setup und einer unüblichen Mischung aus Genres. Wissenschaftliche Science-Fiction trifft man sonst nicht gemeinsam mit Mystery, Kriminalroman, historischem Roman und (Gay und Straight) Romance an. Einige meiner Leser haben mich darauf hingewiesen, daß man bei den vielen Charakteren in mehreren parallelen Handlungssträngen konzentriert lesen muß, um nicht den Überblick über das große Ganze zu verlieren.

Was tun? Ich möchte weder Szenen noch Handlungsstränge weglassen, weil ich dadurch meine handelnden Personen ihrer Entwicklungsmöglichkeiten beraube. Ich liebe meine Charaktere und werde ihnen das nicht antun!

Mein Lösungsansatz besteht in einem Personenregister, das ich gerade auf die Liste der Projekte für das kommende Jahr gesetzt habe und künftig erscheinenden Büchern hinzufügen werde. Ich verleihe meinen Charakteren darin den Hintergrund, den sie verdienen, und erleichtere es Dir gleichzeitig, den Überblick zu behalten. Wie findest Du das?

Um wieder darauf zurückzukommen, warum mein Fazit zur Leserunde dennoch nicht rundum positiv ist: Es hat mich nämlich erschreckt, wie viele Teilnehmer der Runde mittlerweile Leserunden für sich als Geschäftsmodell begreifen und die gewonnenen Bücher ohne jegliche Rückkopplung an mich an Zweitverwerter wie Momox/Medimops weiterleiten. Selbst von den Bloggern, die im vergangenen Jahr Interesse an meinen Büchern gezeigt und mich um Zusendung von Rezensionsexemplaren gebeten haben, scheint die Mehrzahl der Kategorie ‘Jäger und Sammler’ anzugehören.

Auch dagegen ist per se nichts einzuwenden. Mir würde es ja genügen, wenigstens ein kurzes Feedback à la ‘ist leider doch nichts für mich’ zu erhalten. Wenn aber auch das ausbleibt, muß ich für mich Konsequenzen ziehen und mit der Zusendung von Prints künftig wählerisch werden.

Alles in allem war das ein aufregendes Jahr mit Höhen und Tiefen, an dessen Ende ich viel besser weiß, wo ich als Schriftsteller stehe und was ich von mir und anderen erwarten kann. Ich bin überzeugt davon, daß das meinen Texten, Geschichten und Romanen gut bekommen wird und lade Dich dazu ein, meine Reise auch weiterhin zu begleiten.

In diesem Sinne: bleib gespannt!
Herzlichst Dein Mike


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