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Inhaltsverzeichnis
Projekt Moíra-Zyklus Teil 4 – Leseprobe
Das Universum des Moíra-Zyklus
In den ersten drei Bänden des Zyklus haben unsere Protagonisten herausgefunden, dass unsere Welt einige kleine, aber wichtige Eigenschaften aufweist, die sich mit dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht erklären lassen. Die meisten Abweichungen lassen sich auf zwei Singularitäten zurückführen, die 2016 am CERN bei Genf und 2018 in Novaya Kalami bei Krasnojarsk bei einem fehlgeschlagenen Experiment im Hauptbeschleuniger auftraten.
Diese Anomalien führen in ein Paralleluniversum, das durch die Schwerkraft mit unserem verbunden ist und in dem alles aus Antimaterie besteht. Während die Dimensionspforte in Genf winzig ist, mißt die zweite Pforte etwa einen Meter im Durchmesser und ist damit groß genug, um mehr hindurchzuschicken als Protonen.
Heute, etwa zwanzig Jahre später, hat sich in der Welt viel verändert. Sie ist in große Blöcke und deren Einflußsphären aufgeteilt. Diese mißtrauen einander und üben sich in markiger Rhetorik gegenüber den als Feinden empfundenen anderen Konglomeraten.
Einzig Indien und ein kleines Bündnis überwiegend westeuropäischer Staaten – Reste der ehemaligen Europäischen Union – bemühen sich um einen eigenen Weg.
Im Bestreben, sich gegenseitig zu übertreffen, haben die Böcke zunächst eigene Weltraumstationen im Erdorbit errichtet, um später von ihnen aus die Besiedlung des Mondes in die Wege zu leiten. Dort existieren mittlerweile rund ein Dutzend Bodenstationen.
Wie auf dem Mutterplaneten kocht auch hier jeder sein eigenes Süppchen …
Prolog
Das Licht in dem geräumigen Wohnzimmer unterm Dach war heruntergedimmt. Auf der Sofalandschaft saßen im Halbrund um einen großen Couchtisch auf einer Seite zwei Frauen mittleren Alters, dann kamen zwei ähnlich alte Männer und auf der dritten Seite saßen zwei Teenager, unverkennbar Geschwister. Auf dem Tisch war ein überdimensionales Spielbrett aufgebaut, Spielsteine standen darauf herum und diverse Stapel von Karten verteilten sich scheinbar zufällig auf dem Brett. Ein Tablet lag mitten in diesem geordneten Chaos und zeigte eine laufende Nachrichtensendung.
»Sag mal, Rice, warum habt ihr damals eigentlich ausgerechnet dieses Haus gekauft?« Das junge Mädchen versetzte einen Spielstein, tippte etwas in ihr Phablet und zog anschließend eine Karte. »Du bist dran, Danyel«, stupste sie ihren Bruder an.
»Was ist mit diesem Haus, Danice?« Maurice Belloumi runzelte die Stirn, wie meist, wenn ihn jemand mit seinem Spitznamen ansprach.
»Ich hab im Extranet der Justizpolizei was zu diesem Haus gefunden. Der Bouqueval-Fall. Ist schon eine Weile her.«
»Wie kommst Du in unser Extranet?« Maurice’ gebräuntes Gesicht färbte sich eine Schattierung dunkler.
»Du solltest Dich abmelden, ehe Du aufs Klo gehst.«
»Du erzählst mir nicht gerade, daß Du meine Sitzung gekapert hast?«, grollte Maurice so laut, daß sein Freund Mike Peters reflexartig den Kopf zwischen die Schultern zog.
»Und wenn schon?«, entgegnete Danice mit unschuldigem Augenaufschlag.
»Du weißt, daß man heute für weniger ins Gefängnis kommt«, fragte Maurice rhetorisch.
»Dann muß unser Vater aber mit.« Danyel legte einen Arm um seine Schwester. Dann zog er ebenfalls einen Stein und tippte in seine Smartwatch. »Du bist dran, Maman.«
»Das hat euch bestimmt Ángel gezeigt.« Die Angesprochene zog ebenfalls und sah ihre Partnerin auffordernd an.
»Du hast die Kategorie vergessen, Amélie«, entgegnete die.
»Wie jetzt?«
»Du mußt Deinen Spielzug wenigstens kategorisieren. Sonst gilt er nicht.«
»Ach verdammt«, Amélie tippte ebenfalls etwas in ihr Smartphone. »Manchmal wünsche ich mir die Zeiten von Mensch-ärgere-Dich-nicht zurück. Letzte Nacht habe ich davon geträumt, daß alle Spielfiguren plötzlich lebendig wurden, so wie bei Beetlejuice.«
»Was ist Bieteldschus?«, fragte Danyel verständnislos.
»Ein alter Spielfilm aus meiner Jugend.«
»Ah, ein Stummfilm!« Danyel zwinkerte seiner Schwester verstohlen zu.
»Marie, sag Du doch auch mal was!«, klagte Amélie und beendete ihre Eingabe. Ein neongrünes Leuchten wanderte einmal über alle Spielfelder. Anschließend strahlte ihr Spielstein hell auf. »Habe ich jetzt gewonnen?«
»Als könntest Du kein Wässerchen trüben.« Mike lächelte Amélie freundlich an. »Und am Ende ziehst Du uns alle über den Tisch. Was ist denn jetzt mit unserem Haus?«, wandte er sich anschließend an Danice.
»Vor etwa zwanzig Jahren hat hier ein Drogendealer gelebt. Der muß eine ziemliche Nummer gewesen sein. Sein Name war …«
»Omar Mansour!«, krähte Danyel. »Und Paps hat ihn eingebuchtet.«
»Kann es sein, daß Du mir damals etwas verschwiegen hast, Rice?« Auf Mikes Stirn erschienen wie auf Kommando einige dicke Falten.
»Was soll das? Du nennst mich doch sonst nicht Rice«, knurrte Maurice zurück. »Was meinst Du, warum das Haus so günstig zu haben war?«
»Bedeutet das, daß er hier auf der Matte steht, sobald er aus dem Gefängnis kommt?«
»Mach Dir nicht ins Hemd. Das dauert noch viele, viele Jahre. Wenn überhaupt. Immerhin sitzt er wegen Mordes!«
»Vielleicht gibt es hier ja noch ein Versteck, wo er sein Geld gehortet hat«, riet Danyel. »Eine Schatzsuche wäre wirklich hypie.«
»Oder wir wandern alle auf diese neue Mondstation aus, die die Amis gerade eröffnet haben.« Auch Danice klang eher begeistert als verängstigt. »Dorthin verfolgt er uns bestimmt nicht.«
»Möglicherweise tut er das nicht. Ihr macht euch aber keine Vorstellung, wie hart das Leben dort oben ist, oder?«. Mike wirkte nur wenig beruhigt ob dieser Aussicht. »Außerdem müßt ihr bis dahin noch Wissenschaftler werden. Die werden euch nicht einfach durchfüttern.«
»Ich fange im nächsten Sommer an, zu studieren«, tönte Danyel. »Daß ich eine Klasse übersprungen habe, wird sich im Lebenslauf doch bestimmt gut machen, oder?«
»An Selbstbewußtsein mangelt es Dir jedenfalls nicht.« Mike schüttelte lächelnd den Kopf. »Du packst das schon.«
»Sag mal, Maurice, ist das da Jean Lambert auf Deinem Tablet?«, unterbrach Marie das Gespräch.
Der Angesprochene blickte kurz auf das Display, tippte in dessen Ecke und Sekunden später erschien der Inhalt auf einem metergroßen Bildschirm, der in eine Wand eingelassen war. »Das muß ich sehen.«
Jean Lambert war ein guter Freund von Maurice und hatte ihm als Teamleiter der GIGN wiederholt bei gefährlichen Einsätzen zur Seite gestanden.
»Ich verstehe das nicht«, murmelte der verständnislos. »Jean ist jetzt Bereichsleiter. Warum, verdammt, läßt er sich interviewen? So funktioniert Terrorbekämpfung nicht.«
Die Reporterin schien ähnlicher Meinung zu sein. »Es ist sehr unüblich, daß die französische Terrorabwehr sich an die Öffentlichkeit wendet«, sagte sie gerade. »Ich gehe also davon aus, daß etwas Schwerwiegendes vorgefallen sein muß.«
»Sie haben recht.« Jeans Stimme hatte über all die Jahre ihren knurrenden Unterton nicht verloren, der den Eindruck erweckte, daß sich hinter der nächsten Straßenecke ein Raubtier zum Sprung duckte. »Deswegen habe ich Sie auch zum Place de la Concorde bestellt und darauf bestanden, daß Sie alles live senden.«
»Woher weiß ich, daß Sie wirklich zur GIGN gehören? Den Patch auf Ihrer Jacke kann ja jeder tragen.«
»Das soll mal jemand versuchen.« Jean lachte kehlig. »Amtsanmaßung ist ein sicherer Weg ins Gefängnis.«
Er lehnte dabei lässig an einem Metallzaun mit vergoldeten Spitzen. Hinter ihm ragte der Obelisk empor, dessen Silhouette den Platz beherrschte.
»Schon gut, schon gut«, beschwichtigte die Interviewerin. »Unsere Zuschauer sind sehr gespannt auf das, was Sie uns erzählen wollen.«
»Dann hören Sie gut zu.«
Der Kameramann verstand sein Geschäft und zoomte so weit heran, daß man nur noch Gesicht und Oberkörper von Jean sah. Der blickte jetzt direkt in die Kamera, als er fortfuhr:
»Ich muß Ihnen mitteilen, daß uns Informationen über eine nie dagewesene Bedrohung unseres Landes vorliegen. Ich finde, die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, davon zu erfahren.«
Jean holte tief Luft und wollte offenbar weiterreden. Dann fuhr er zurück, als hätte ihm jemand einen Schlag gegen den Oberkörper versetzt. Auf dem weißen T-Shirt, das er unter seinem Fliegerblouson trug, breitete sich ein roter Fleck aus.
Er riß die Augen weit auf und öffnete den Mund, wohl um etwas zu sagen. Stattdessen spuckte er einen Schwall Blut in Richtung Kamera, ehe er langsam am Zaun herunterrutschte und aus dem Blickfeld der Kamera verschwand.
Ein lauter Schrei verriet, daß die Reporterin gerade ihre Contenance verlor. Die Kamera zoomte wieder heraus und zeigte eine rote Lache, die sich in erschreckender Geschwindigkeit unter Jeans leblosen Körper auf dem Pflaster ausbreitete.
Von allen Seiten tauchten wie aus dem Nichts Personen auf und umstellten Jean, so daß sein Körper aus dem Blickfeld verschwand. Ein Mann hielt eine Dienstmarke in die Kamera.
»Das Interview ist beendet. Bitte verlassen Sie den Platz. Es gibt hier nichts mehr zu sehen.«
Für einige Sekunden blieb die Kamera noch auf Sendung und zeigte, daß ihr Träger offenbar rüde herumgerissen und weggeführt wurde. Die Reporterin – immer noch fassungslos – stotterte eine halb artikulierte Frage.
Eine Antwort erhielt sie nicht. Die Übertragung brach ab und auf dem Bildschirm erschien ein Moderator, den die Entwicklung der Dinge ebenso kalt erwischt hatte wie alle anderen, und der um Worte rang.
»Was zur Hölle war das gerade?« Mike blickte sich entgeistert um.
»Sie haben Jean umgebracht!« Im Aufspringen warf Maurice beinahe den massiven Tisch um und stieß anschließend eine so rasche Folge arabischer Flüche aus, daß niemand mehr folgen konnte.
»Wer ist sie?« Marie bewahrte als Einzige in der Runde die Fassung und schaltete den Bildschirm aus.
»Warum tust Du das?«, fragte Mike.
»Weil die auch nicht mehr wissen als wir jetzt und entsetzt und betroffen sind wir gerade selbst.«
Die Zwillinge saßen zusammengekauert da. Ihre Mutter murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und griff nach Maries Hand.
Dann – wie auf Kommando – plapperten alle wild durcheinander. Durch das hohe Redetempo, das die Franzosen so meisterhaft beherrschen, klang es, als wäre eine Bombe in einen Hühnerhof eingeschlagen.
»Ruhe!« Maries Erfahrung mit der Koordination von Arbeitsgruppen und die besondere innere Schwingung in ihrer Stimme bewirkten, daß sie trotz des Lärms jeder hörte und der Geräuschteppich schon bald wieder zusammengerollt in seiner virtuellen Ecke lag. »Maurice, Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Ich habe letzte Woche mit Jean gegessen. Er stand noch mehr unter Dampf als sonst«, brummte der.
»Hat er Dir erzählt, woran er gearbeitet hat?«
»Das tun wir nie. Geheimhaltung.«
»Im Zweifelsfall eine neue Verschwörung des Kreml«, warf Danyel altklug ein. »Die sind doch heute für alles Böse in Europa verantwortlich.«
»Falls das ein Scherz sein sollte, überleg Dir besser ein unverfängliches Thema.« Maurice’ Blick ließ seinen Sohn zusammenzucken. »Du hast nämlich keine Ahnung!«
»Ich schätze, die lustige Stimmung für den Spielenachmittag ist passé.« Bis auf Maurice mußten bei Amélies trockener Bemerkung alle lächeln. »Wir sollten besser gehen, was meinst Du, Marie?«
Die Angesprochene nickte. »Brauchst Du Unterstützung, Mike?«, fragte sie und machte mit einer Hand eine Telefonieren-Geste.
Mike nickte. »Später gerne. Dann kommt mal gut heim. Schade, daß Lucky nicht mitgekommen ist.«
»Lachesis ist einige Tage länger in Cambridge geblieben als ich.« Amélie nahm ihr Jäckchen von der Garderobe und hängte sich ihre Tasche um. »Die Trimesterabschlußfeier war ihr wichtiger.«
»Sie ist erwachsen«, fügte Marie hinzu. Gemeinsam mit ihren Kindern verließen die beiden Mikes und Maurice’ Haus.
»Scheißescheißescheiße!«
Mike wollte seinen Freund in den Arm nehmen, aber der stieß ihn unwirsch zurück.
»Laß mich. Ich muß Dampf ablassen und die Sorte Abreagieren, die ich jetzt brauche, verträgst Du nicht. Ich werde eine Runde laufen. Dann wird es wieder besser.«
»Ich komme mit.«
»Ich komm schon klar!«
»Das weiß ich, aber trotzdem mußt Du solche Krisen nicht mit Dir allein ausmachen.« Mike zog sich Turnschuhe an und griff eine schwarze Rollmütze von der Hutablage.
»Du bist süß.« Maurice’ Augen schimmerten feucht, eine Regung, die er sich nur in Gegenwart seines Freundes gestattete.
»Ich weiß, aber das macht Jean nicht wieder lebendig. Laß uns eine Stunde rausgehen. Vielleicht wissen sie dann schon mehr, wenn wir zurückkommen.«
Kapitel 1. Anohka
Sie drehte den Kopf mit aller Kraft zur Seite und sah aus dem Fenster. Gerade durchstießen sie die letzten Wolken der unteren Stratosphäre. Der Himmel färbte sich mit jedem Kilometer dunkler und die ersten Sterne erschienen bereits am Firmament.
Anokha Merkator war noch nicht in der Lage, diesen Anblick so richtig zu genießen. Zu stark preßte sie die Beschleunigung in die Polster ihres Sitzes. Aber sie war so stolz, daß sie es endlich geschafft hatte. Jahrelange, harte Arbeit, endlose Tests und Monate intensiven Trainings zahlten sich jetzt aus.
Über dem Horizont erschien gerade eine schmale Mondsichel.
Das soll meine neue Heimat werden? Ich kann das immer noch nicht glauben.
Fünf Jahre.
So lange hatte sie sich verpflichtet. So lange würde sie in der neu errichteten Basis Ganesha City leben. Sie lag inmitten eines Kraters am südlichen Ende des Mare Nubium auf der erdzugewandten Seite des Erdtrabanten. Dort würde sie wohnen und wissenschaftlich arbeiten.
»Himmelszentrum Bengaluru an Raumfähre Gandhi, Statusbericht!«, schnarrte es aus einem Lautsprecher.
»Raumfähre … Gandhi hier.« Anokha versuchte erfolglos, zu verbergen, wie schwer ihr jedes Wort fiel, das sie aus dem zusammengequetschten Brustkorb preßte. Sie sah sich im Cockpit um und wechselte einen Blick mit ihrer Nachbarin. Die nickte ihr zu und brachte sogar die Andeutung eines Lächelns zustande. »Alle Werte normal. Der Start verläuft planmäßig«, sagte sie dann.
»In wenigen Minuten wird sich Ihre Trägerrakete automatisch abkoppeln und zur Erde zurückkehren. Wir übergeben jetzt an Orbitalstation Indus VII. Sie wird Ihren restlichen Flug überwachen.«
»Indus VII hier, wir haben mitgehört. Entspannen Sie sich. Wir senden Ihnen einen Leitstrahl und bringen Sie sicher durch den Friedhofsorbit.«
Anokha atmete tief durch. Heutzutage war es zu riskant geworden, sich nur auf das Radar zu verlassen, wenn man ins All startete. Zu groß das Risiko, mit einem Bruchfragment oder einem toten Netzwerksatelliten zu kollidieren, die mittlerweile zu Hunderttausenden die Erde umkreisten. Die Sensoren der Station über ihnen tasteten die Umgebung viel kleinteiliger ab, als die Instrumente der Fähre das gekonnt hätten, und berechneten einen sicheren Kurs, dem der Bordcomputer nur folgen mußte.
Dennoch fühlte sie sich unwohl beim Blick auf den Radarschirm. Schon erschienen die ersten Signale an seinem Rand und die Triebwerke und Manövrierdüsen ihres Transportmittels würden bald Arbeit bekommen.
Eine dumpfe Explosion schallte durch die Kabine. Abrupt setzte die Schwerelosigkeit ein und ein Schwindel vernebelte ihr Gesichtsfeld für einen Moment. Jetzt war sie froh über die Anschnallgurte, die sie bis eben noch als Belastung empfunden hatte, weil sie ihren Oberkörper zusätzlich einschnürten. Vermutlich würde sie sonst anfangen zu schweben und durch die Kabine treiben.
Dann gewann sie die Kontrolle zurück. Natürlich wußte sie, wie man sich bei Schwerelosigkeit zu bewegen hatte. Oft geübte Abläufe waren das. Niemand würde sie hier hilflos sehen.
»Abkopplung erfolgreich«, funkte der Techniker, der von oben ihren Flug überwachte. »Bitte starten Sie jetzt Ihre Triebwerke.«
»Bestätigt!« Ihre Nachbarin wischte über einen der Bildschirme in ihrer überbreiten Armlehne. Eine Vibration und ein Summen zeigten, daß die Wasserstofftriebwerke zu arbeiten begonnen hatten. Allmählich setzte wieder Schwerkraft ein und näherte sich Werten, die die Besatzung als angenehm empfand.
»Indus VII an Raumfähre Gandhi. Der Leitstrahl steht. Wir übernehmen jetzt.«
»Raumfähre Gandhi bestätigt«, sagte Anokhas Nachbarin. »Wir sind eingeloggt.«
»Ich könnte etwas zu trinken brauchen«, meldete sich eine männliche Stimme.
»Ein paar Stunden mußt Du noch durchhalten, Shantimay«, antwortete Anokha. »Du kennst die Vorschriften. Sobald wir auf der Station sind, kannst Du trinken, so viel Du willst.«
»Da gibt es aber keine Schwerkraft und ich muß an so komischen Beuteln herumnuckeln. Ich könnt jetzt sterben für ein Kingfisher.«
»Achtung, Kollisionsalarm!«, meldete sich wie auf Kommando die mechanische Stimme des Bordcomputers.
Alarmiert blickte Anokha auf das Radar, auf dem sich ein rot blinkendes Signal bedrohlich schnell dem Zentrum des Kreises näherte.
Ein Ruck ging durch die Fähre, als die Manövrierdüsen ansprangen und ihren Kurs leicht änderten, so daß das Signal das Zentrum des Kreises knapp verfehlte.
»So wörtlich hatte ich das nicht gemeint«, maulte Shantimay.
»Beschwer Dich nicht!«, wies ihn Rashpal, die Kommandantin der Fähre, zurecht. »Du weißt, daß der Kurs knapp berechnet ist. Je weniger Treibstoff wir verbrauchen, desto mehr können wir auf Ganesha abliefern.«
»Ich dachte, die neuen Sonnenkollektoren arbeiten planmäßig.«
»Das tun sie auch. Die Energie reicht aber derzeit gerade für die Station, nicht dafür, Wasser und Wasserstoff aus Mondgestein zu gewinnen.«
»Sie werden über unsere Ladung froh sein«, ging Anokha beruhigend dazwischen. »Die frischen Zellen und vor allem die Leichtpolymerakkus werden die Situation deutlich verbessern. Dann gibt es auch Arbeit für mich.«
»Eine Biologin auf diesem Felsklumpen. Was wir brauchen, sind mehr Geologen.«
»Wenn Du irgendwann etwas anderes essen willst als Weltraumrationen, solltest Du hoffen, daß meine Hydrokulturen ein Erfolg werden«, konterte Anokha.
»Du solltest wenigstens Hopfen anbauen.«
»Guter Witz. Zu wenig Ertrag auf viel zu viel Raum. Auf Dein Kingfisher wirst Du für lange Zeit verzichten müssen.«
Shantimay schob die Unterlippe vor und schwieg.
»Wenn ihr mit Kabbeln fertig seid, könntet ihr euch wieder auf die Instrumente konzentrieren!«
Anokha zuckte zusammen und gehorchte.
Die nächste Zeit blieb es still an Bord. Den Satellitenfriedhof hatten sie mittlerweile passiert und näherten sich dem Zwischenziel ihrer Reise im geostationären Orbit. Der Kurs war so berechnet, daß sich der Anflug nur darin äußerte, daß die Schwerkraft in der Kabine mehr und mehr nachließ. Die Anziehungskraft der Erde erledigte den Rest, so daß ihre Relativgeschwindigkeit zur Raumstation nur noch gering war, als sie schließlich nicht nur auf dem Radar auftauchte, sondern sich auch im Sichtfeld von einem hellen Stern zu einer modularen Struktur vergrößerte.
Das Andocken an das Schleusenmodul verlief schnell und routiniert. Rashpal flog nicht zum ersten Mal ins All und die Stationsbesatzung erhielt regelmäßig Besuch zum Austausch von Besatzungsmitgliedern oder – in den letzten Jahren immer häufiger – durch Transitflüge zum Mond.
»Wow, euer Laderaum ist aber exorbitant groß«, staunte der Stationskommandant nach einer herzlichen Begrüßung. »Ich wußte, daß sie ein neues Fährenmodell schicken, aber der Unterschied ist frappierend. Die neuen Trägerraketen müssen gewaltig sein.«
»Einen erheblichen Teil beanspruchen die Treibstofftanks.« Anokha hatte sich ihres Raumanzuges entledigt und hielt sich an einer Strebe fest, damit sie nicht – wie die anderen – in Zeitlupe durch den Innenraum trudelte. »Die Fähre ist speziell für Pendelflüge zum Mond konzipiert, damit wir möglichst viel Ladung abliefern können, auch Wasserstoff und Sauerstoff.«
»Die Fähren der Amerikaner und Russen sind noch größer«, behauptete ein Mann aus der Runde unvermittelt.
»Das glaube ich nicht«, antwortete Rashpal, ohne nachzudenken. »Es gibt technische Grenzen und gegen die Gesetze der Physik können auch die anderen nichts ausrichten.«
»Was ich persönlich für unsinnig halte, ist jedenfalls das Kontaktverbot zu den anderen Mondstationen.«
Das Stationsmitglied, das das gesagt hatte, fing sich von seinem Kommandanten einen strafenden Blick ein.
»Wir wollen nicht über Politik reden«, beendete dieser den Wortwechsel, noch ehe sich eine Diskussion entspinnen konnte.
Anokha nahm sich einen der angebotenen Getränkebeutel, öffnete ihn und saugte daran. Fruchtige Süße mit einer bitteren Note breitete sich in ihrem Mund aus. Eistee, dachte sie. Bestimmt wieder so ein Wunderwerk moderner Lebensmittelchemie.
Daß ihr Heimatland sich eine neutrale Stellung zwischen den östlichen und den westlichen Blöcken erhalten konnte, bedeutete nicht, daß die gegenseitigen Beziehungen spannungsfrei waren. Aber darüber redete man nicht in der Öffentlichkeit.
Sie nutzte die wenigen Stunden, die sie als Gäste auf der Orbitalstation verbrachten, für gymnastische Übungen, für die in der engen Kabine der Fähre kein Platz war. Später, auf dem langen Flug zum Mond, würde sie dafür dankbar sein.
»Grüßt mir Lakshmi«, trug ihnen der Stationskommandant auf, als sie sich herzlich voneinander verabschiedeten. »Sagt ihr, ich habe sie nicht vergessen.«
»Kennst Du die Kommandantin näher«, fragte Rashpal.
»Ist schon länger her. Wir hatten mal … aber das spielt jetzt keine Rolle mehr.« Mit einer fahrigen Geste wandte er sich ab und schwebte davon.
Sie stiegen wieder in ihre Anzüge, hangelten sich durch die Korridore zur Andockschleuse und verließen die Station. Ihr Schiff legte ab und brachte sich mit den Manövrierdüsen zunächst in sichere Entfernung, ehe Rashpal die Haupttriebwerke startete.
»Möchte jemand zu Hause anrufen, solange wir im Funkbereich der Station sind?«, fragte sie dann.
Anokha nickte und startete eine App auf ihrem Tablet. »Merkator hier. Ein Amt bitte.«
»Ein Amt …«, gluckste der Funker. »Aus welchem Jahrhundert stammst Du nochmal? Kommt sofort.«
Nach kurzer Zeit hörte sie einen Signalton und wählte die Nummer ihrer Eltern. Es knackte in den Lautsprechern, dann hörte sie ein Freizeichen und den Rufton. Sie wartete geduldig, bis ein Klicken ihr verriet, daß jemand abgenommen hatte.
»Merkator?«
»Hallo Mutter, geht es Dir gut?«
»Ah, unser Schandfleck, schön, daß Du Dich auch mal meldest!«
Anokha runzelte die Stirn. Das Verhältnis zu ihren Eltern war seit längerer Zeit gespannt. Sie billigten ihren Entschluß nicht.
»Das wird unser letztes Telefonat sein. Wir werden künftig asynchron miteinander sprechen müssen. Der Relaissatellit an L1 besitzt nur eine Datenleitung.«
»Davon verstehe ich nichts. Daß es mir gut geht, ist nicht Dein Verdienst. Ramesh Chand hat es immer noch nicht verwunden, daß Du seinen Antrag abgelehnt hast.«
»Das ist nicht mein Problem.« Anokha bemerkte, daß sie schroffer klang als beabsichtigt und mäßigte ihren Ton: »Ich lebe mein eigenes Leben und will etwas für unser Land erreichen.«
»Du würdest viel mehr erreichen, wenn Du unsere Traditionen achten würdest.« Jetzt klang die Stimme der Mutter schroff.
»Mutter, wir wollen jetzt nicht streiten. Erzähl mir lieber, was Raj macht.«
»Er hat Tage gebraucht, um sich von seiner Examensfeier zu erholen, der Süße. Aber jetzt besitzt er seinen Master. Ist das nicht toll?«
Ich besitze einen Doktorgrad. Ist das nicht auch toll?
Die Gegenfrage verkniff sie sich. Stattdessen antwortete sie: »Natürlich freue ich mich für ihn. Er hat für sein Alter schon viel erreicht und wird es weit bringen.«
»Vater hat auch schon eine Frau für ihn ausgesucht. Nächste Woche fliegt er nach Chennai, um über die Mitgift zu verhandeln.«
»Weiß Raj das schon?«
»Wozu? Er wird begeistert sein. Er ist ein guter Sohn und achtet die Tradition.«
Zahlt er auch die Raten für euer Haus? Ach nein, das tue ich ja.
Anokha seufzte innerlich. Sie hatte auf einen versöhnlicheren Tonfall gehofft.
»Dann drücke Raj von mir. Und grüße Vater, wenn Du es für angebracht hältst.«
»Das werde ich nicht tun. Dazu hast Du ihn zu schwer enttäuscht.«
»Wie Du meinst.« Kurz angebunden beendete Anokha das Gespräch. »Die anderen wollen auch noch telefonieren. Ich wünsche euch alles Gute. Ganesha soll euch segnen.«
Ich hatte gehofft, sie würde meinen Entschluß am Ende verstehen. Ich werde das irgendwie abschütteln müssen.
Sie lehnte sich zurück und schloß die Augen. Vor ihrem geistigen Auge tauchten Bilder aus ihrer Kindheit auf. Wie sie im Urlaub am Strand von Kochi spielten. Vater, wie er Raj lachend in die Luft warf, wieder auffing und der Junge vor Freude quietschte.
»Laß nicht zu, daß sie es zu Deinem Problem machen.« Anokha schreckte hoch und sah, wie die spröde Kommandantin ihr auf einmal warm zulächelte. »Letztlich sind sie nur neidisch, denn sie können nicht, was wir können und wissen nicht, was wir wissen.«
»Danke, Rashpal. Und das, was sie erreichen könnten, versagen sie sich, weil sie an Überlieferungen hängen, die vor Jahrhunderten noch einen Sinn ergeben haben.«
Die nickte und widmete sich wieder der Steuerung.
Der Rest des Fluges verlief ereignislos. Nachdem sie Reisegeschwindigkeit erreicht hatten, saßen sie angeschnallt in ihren Raumanzügen und beobachteten schweigend, wie die Kugel ihres Reisezieles langsam wuchs. Nach einer Weile meldete sich die Mondstation und sendete ihnen einen neuen Leitstrahl.
Anokha spielte auf einem Tabletbildschirm herum, der die Perspektive einer Außenkamera zeigte. In Gedanken zoomte sie in verschiedene Regionen auf der Oberfläche hinein.
Wie dreidimensional das alles wirkt! Warum gibt es auf dem Mond eigentlich keine Farben? Auf der Erde haben wir so viele bunte Gesteine, und selbst die Oberfläche des Mars ist rot von Eisen. Hier aber gibt es nur Graustufen.
Beim Vergrößern einer Region fiel ihr ein kleiner Lichtpunkt im Schatten eines Ringwalls nahe des Nordpols auf. Das mußte SUPREMACY sein, die zweite Bodenstation der Amerikanischen Föderation. Es hieß, sie bauten dort Wasser ab und versorgten ihre andere Station damit über Bodenfahrzeuge.
Eigentlich sollten sie alle Stationen damit versorgen. Ich finde es kindisch, daß sie ihre Machtspielchen hier oben fortsetzen. Wir müssen unser Wasser aus dem wenigen Treibstoff gewinnen, den die Fähre der Station überlassen kann, ehe sie zurückfliegt.
Plötzlich änderte sich der Bildausschnitt, den die Besatzung durch die Fenster sah. Der Mond – mittlerweile füllte er das Blickfeld komplett aus – bewegte sich zur Seite und wurde durch einen Sternenhimmel ersetzt. Das leuchtende Band der Milchstraße wanderte durch das Bild und schließlich sahen sie ihren blau-weißen Heimatplaneten. Wieder zündeten die Triebwerke – diesmal, um zu bremsen –, und versorgten sie für eine Weile wieder mit Schwerkraft.
Unter ihnen lagen der Atlantik und Amerika. Versonnen betrachtete sie mehrere Wolkenspiralen, die – wie auf einer Perlenkette aufgereiht – nördlich des Äquators die Karibik ansteuerten.
Ich hätte nie erwartet, daß unsere Welt von oben so schön aussieht!
Natürlich wußte sie das bereits, aber selbst jemand zu sein, der die Erde aus dem Weltall beobachten konnte, verursachte in ihr ein ehrfürchtiges Staunen, dem sie sich nicht entziehen konnte.
Das Gefühl, dabei in ihrem Sitz auf dem Rücken zu liegen, versetzte Anokha in einen angenehm schläfrigen Zustand. Shantimay schnarchte leise, aber Rashpal saß angespannt in ihrem Sitz und tippte von Zeit zu Zeit auf ihre Kontrollen.
»Gibt es Ärger?«, fragte Anokha müde.
»Nein, warum?«
»Weil Du noch arbeitest.«
»Arbeit …« Die Kommandantin warf ihr einen Blick zu und lächelte erneut. »Ich spiele Sudoku, um wachzubleiben.«
Anokha lächelte zurück und entspannte sich wieder. Erst unmittelbar vor der Landung, als die Manövrierdüsen die Fähre in eine horizontale Position drehten, schreckte sie hoch.
Mit einem leichten Ruck setzte das Schiff präzise vor der Zugangsschleuse auf dem Boden auf.
»Ganesha an Ghandi. Wir installieren jetzt den neuen, direkten Zugang zur Fähre«, hörten sie eine weibliche Stimme über Funk. »Das wird uns später das Entladen erleichtern. Haltet die Daumen. Es ist eine Premiere.«
»Hoffentlich gibt es genügend Stauraum«, erwiderte Rashpal knapp. »Wir haben sogar einen Rover für euch an Bord.«
»Stauraum haben wir reichlich. Die letzte Lieferung von der Erde haben wir bereits verbaut. Aber der Rover wird sehr nützlich sein. Es gibt mögliche Lagerstätten für Rohstoffe in der Umgebung, die wir unbedingt genauer untersuchen müssen.«
Danach blieb es für einige Zeit still. Die Passagiere beobachteten über die Außenkameras, wie zwei Personen in Raumanzügen ein kurzes Stück eines viereckigen Tunnels herbeitrugen und es mittig zwischen Schleusentür und der Einstiegsluke des Shuttles positionierten.
Erstaunlich! Auf der Erde würden sie einen Gabelstapler benötigen, um das Gewicht zu bewegen.
Die beiden Träger stiegen in das Tunnelstück hinein und kurz darauf schoben sich nach beiden Seiten Verlängerungen heraus. Ein leichter Ruck ging durch das Schiff, als das Tunnelsegment mit einem Schnappen in eine Führung auf der Außenseite der Hülle einrastete.
»Wir untersuchen jetzt auf Dichtigkeit und danach belüften wir den Tunnel. Eure Außenanzüge braucht ihr bei uns nicht.«
Die Premiere zog sich eine ganze Weile hin, bis endlich alles geprüft war und sie die Atmosphäre einströmen hörten. Währenddessen entledigte sich die Besatzung ihrer Schutzkleidung, die sie zur Sicherheit während des ganzen Transfers getragen hatten.
Was würde ich jetzt für eine Dusche geben!, dachte Anokha, als ihr bewußt wurde, wie durchgeschwitzt sie war. Aber wenigstens die Toilettengänge werden durch etwas Schwerkraft wieder sehr erleichtert werden.
Das sagte sie aber nicht.
Ihre Mitreisenden wirkten ähnlich befreit, als sie die schwere Ausrüstung abgelegt hatten.
»Meint ihr, daß es auf Ganesha schon einen Raum gibt, in dem ich meine Muskeln trainieren kann?« Shantimay warf sich in Pose, damit beide Frauen seinen Oberkörper gebührend bewundern konnten.
»Arbeite einfach härter als andere. Dann brauchst Du keinen Fitneßraum«, kommentierte Rashpal trocken.
In diesem Moment hämmerte jemand an die Außenwand des Schiffes. »Ihr könnt rauskommen«, meldete sich zeitgleich die Funkerin der Station. »Das Begrüßungskomitee und die Jubelchöre warten schon.«
Anokha mußte kichern. Die Perspektive auf fünf Jahre Arbeit an diesem Ort kam ihr auf einmal gar nicht mehr so fremd und kalt vor.
Sie zwängten sich durch den zugestellten Frachtbereich und öffneten das Schott von innen. Am anderen Ende der kurzen Tunnelstücks standen mehrere Personen und winkten ihnen zu.
»Kommt her. Hier ist Platz für ein Willkommen«, rief ihnen eine Frau zu, die den Abzeichen an ihrer Uniform nach die Leiterin der Station sein mußte. »Mein Name ist Lakshmi.«
»Wir haben schon von Dir gehört.« Shantimay warf sich in die Brust. »Der Kommandant der Indus singt Lobeshymnen.«
»Du mußt Shantimay sein.« Lakshmi zog die Nase kraus. »Dein Ruf eilt Dir voraus.«
»Was für ein Ruf?«, echote der Angesprochene dümmlich.
»Und ich bin Anokha«, sprang die ihrem Kollegen bei und streckte ihrem Gegenüber die Hand entgegen.
Lakshmis Händedruck war fest und herzlich. »Willkommen, alle beide! Wir können einige weitere Hände gut gebrauchen. Shantimay, Du siehst aus, als könntest Du morgen beim Entladen der Fähre helfen und Du, Anokha, schaffst es hoffentlich, die Hydrokulturen im Frachtraum zum Leben zu erwecken. Wenn wir selbst etwas produzieren können, müssen wir weniger Lebensmittel importieren, vom frischen Sauerstoff ganz zu schweigen.«
»Das Himmelszentrum plant, den Stützpunkt in absehbarer Zeit weitgehend autark zu machen.«
»Dazu wird mehr nötig sein als die Hydrokulturen.« Lakshmi lächelte verhalten. »Wir müssen Rohstoffe erschließen und Fabriken errichten. Bisher wissen wir nicht einmal, wo wir suchen müssen.«
»Das ist mein Einsatz.« Shantimay grinste breit. »Ich kann den Rover fahren. In den Karten der Umgebung habe ich bereits eine Reihe Stellen markiert, wo wir zu suchen beginnen können.«
»Das ist ein Anfang. Schauen wir, wohin er uns führt.« Lakshmi wirkte nicht überzeugt.
Kapitel 2. Mike
»Wenn Sie mich zu solch unchristlicher Zeit herzitieren, ist immer etwas im Busch.« Verlagsdirektor Mike Peters rührte gedankenverloren in seinem Kaffee. »Glücklicherweise mußte Maurice heute noch früher aufstehen als ich. Sonst könnten Sie mit mir noch nicht viel anfangen.«
»Das ist mir bewußt.« Victor Pompier lächelte ihn wissend an. »Außerdem habe ich Sie nicht her zitiert. Sie sind schließlich schon einige Jahre der alleinige Chef. Ich übe nur noch eine beratende Tätigkeit aus.«
»Es fällt schwer, alte Gewohnheiten abzulegen. Sie waren einfach zu lange mein Vorgesetzter.«
»Dann sollten Sie sich jetzt davon lösen, Mike. Ich bin nämlich hier, um mich von Ihnen zu verabschieden.«
»So plötzlich?« Mike zog die Augenbrauen hoch. »Ich hatte gehofft, daß Sie uns noch eine Weile erhalten bleiben.«
»Ich habe mein halbes Leben dem Magazine de la Science gewidmet. Es wird Zeit, etwas Neues zu beginnen.«
»Was planen Sie?«
»Es ist mir gelungen, kurzfristig ein Ticket für eine Round-the-World-Kreuzfahrt zu ergattern. Ich werde ein halbes Jahr weg sein.«
»Meinen Glückwunsch, Victor«, strahlte Mike. »Diese Reisen sind doch sehr gefragt.«
»Ein Teilnehmer ist überraschend verstorben und ich stand auf der Warteliste. Ich fliege schon nächste Woche nach Miami.«
»Kann ich Sie bei den Vorbereitungen unterstützen?«, bot Mike an.
»Das schaffe ich allein, aber falls Sie jemand wüßten, der in meiner Abwesenheit die Blumen gießt, wäre das schön. Die Gärtnerei, wo ich sie sonst hingeben würde, hatte so schnell keinen Termin frei.«
»Das kann ich«, versicherte Mike. »Sie freuen sich doch bestimmt schon sehr.«
»Definitiv. Ich will noch etwas von der Welt sehen, solange ich noch fit genug dafür bin. Irgendwann in den nächsten Jahren werden meine Gelenke mir den Spaß an allzuviel Bewegung verderben.«
»Dann besser jetzt als nie«, bekräftigte Mike.
»Außerdem bin ich mir absolut sicher, daß Sie meine Ratschläge schon lange nicht mehr benötigen.«
»Vermutlich nicht. Wir stehen nicht mehr so unter Druck wie in meinen Anfangsjahren. Da fallen die Entscheidungen leichter.«
»Ist Ihnen aufgefallen, daß wir keine Krise mehr meistern mußten, seit Sie vor zwanzig Jahren zum Verlagsleiter ernannt wurden?«
»Ähm …« Mikes Blick verschleierte sich kurz, dann lächelte er. »Das liegt aber nicht an mir, sondern daran, daß zwischen den Gruppen Moíra und dem Konsortium seitdem Burgfrieden herrscht.«
»Ein Burgfrieden, den Sie arrangiert haben.« Pompier erhob sich. »Jetzt muß ich los. Meine Physiotherapeutin wartet. Die Schlüssel lasse ich Ihnen schicken.«
»In Ordnung.« Mike drückte Pompier herzlich die Hand und geleitete ihn dann nach unten.
Auf dem Rückweg hielt ihn Marie auf. »Ich habe die Tickets für Chicago auf Dein PDA überspielt.«
»Herrje, ich bin ja nächste Woche auch weg. Und ich habe Pompier versprochen, seine Blumen zu gießen.«
»Er hat mich ebenfalls instruiert.« Marie kniff ein Auge zusammen. »Wir managen das schon gemeinsam.«
»Ach, Marie, wenn ich Dich nicht hätte …«
»… und die dicken Kartoffeln!«
Mike lachte so laut, daß Amélie aus ihrem Büro herausschaute. »Ist etwas passiert, das ich wissen müßte?«
»Laßt uns einen Chai zusammen trinken«, schlug Mike vor.
»Ich kümmere mich!« Marie verschwand in der Küche. Mike folgte Amélie in ihr Büro, das früher einmal sein Büro gewesen war. Er selbst hatte Pompiers Räumlichkeiten unterm Dach übernommen, sobald der seinen Posten an ihn übergeben hatte.
Kurz darauf saßen alle drei mit je einem großen Becher Tee um Amélies Schreibtisch herum. »Ist etwas?«, fragte die, als ihr auffiel, wie Mike auf seinem Stuhl herumrutschte, um eine bequemere Sitzposition zu finden. »Maurice?«
»Nein, der ist diesmal unschuldig.« Mike lächelte gequält. »Es ist mein Rücken. Ich muß beim Aufstehen eine falsche Bewegung gemacht haben.«
»Frag mich mal nach Hitzewallungen.« Amélie tupfte ihre Stirn mit einem Taschentuch ab und fächelte sich anschließend frische Luft zu.
»Ist etwas mit der Klimaanlage?«
»Die rettet uns allen das Leben.« Amélie atmete tief ein und aus. »Nein, ich fürchte, es sind die Wechseljahre. Wir werden alle nicht jünger. Mir graut schon vor dem Heimweg. Vierzig Grad finde ich schwer auszuhalten. Dabei haben wir noch nicht einmal Sommer.«
»Die Bürgermeisterin sollte auch die Straßen mit Solarzellen überdachen lassen und die ganze Stadt klimatisieren.« Marie lächelte in ihren Becher hinein. So ganz ernst meinte sie diese Bemerkung wohl nicht.
»Eine schöne Vorstellung«, lachte Mike, während er etwas auf seinem PDA studierte. »Sag mal, Marie, fehlen da nicht noch die Visa für den amerikanischen Wirtschaftsraum?«
»Das wird wieder eine knappe Chose. Die Hegemonie zieht immer mehr Personal aus der Botschaft ab, hat man mir gesagt.«
»Was wollen die mit ihrem Isolationismus eigentlich beweisen?«, schimpfte Mike.
»Keine Ahnung. Mit Logik kommst Du jedenfalls nicht weiter. Wir müssen uns damit arrangieren.«
»Dann sollen sie wenigstens ihre Visa digitalisieren«, grummelte Mike. »Indien hat doch vorgemacht, daß das geht.«
»Sie werden es schon merken. Spätestens, wenn die wirklich wichtigen Konferenzen künftig in Bengaluru stattfinden.«
»Warum nimmst Du eigentlich nicht einfach online teil?«, fragte Amélie.
»Weil ich das für einen Notbehelf halte. Ich finde, daß man die wirklich interessanten Zusammenhänge erst vor Ort erkennt. Außerdem besteht der Vertreter des Panamerican Scientific auf einem persönlichen Treffen«, fügte Mike hinzu. »Sie wollen uns nämlich ihre Inhalte anbieten und vielleicht auch welche von uns in Lizenz nehmen.«
Amélie wirkte zufriedengestellt, denn jetzt lächelte auch sie in ihren Becher.
Kapitel 3. Paolo
[NEUSORGE]
ETWAS BESCHÄFTIGT DICH, PAOLOCOSTA.
Paolo schreckte von dem Text hoch, dem er sich gerade halbherzig gewidmet hatte. Die Informationen über die Entwicklung auf der Erde, die Oleg ihm regelmäßig durch das Dimensionsportal schickte, waren nicht immer so leicht zu verdauen wie seine Lebensmittellieferungen.
Er versuchte noch einmal, die Zeilen zu fixieren, aber die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen.
Ich mache mir Sorgen um meine Heimat, sendete er in der Sprache der Gefühle, in der er sich mit seinen Gastgebern verständigte.
In einem der großen Fenster, die seinen Lebensraum hier begrenzten, konnte er die purpurnen Gestalten seiner Lieblingsfamilie erkennen. Sie war diejenige, die seinerzeit durch die Anomalie mit ihm kommuniziert hatte, die ihre beiden Planeten verband und zu ihr fühlte er sich am meisten hingezogen.
Wie zwei an der Basis zusammengewachsene Bäume standen sie da. Zwei knollenartige Verdickungen zwischen den vielen zweigähnlichen Ausläufern trugen eine Reihe stielförmiger Knospen. Sie stellten eine Art Augen dar und waren ihm fast alle zugewandt.
[FRAGMUTUNG]
WARUM SORGST DU DICH? DEINE HEIMAT IST HIER BEI UNS.
Das weiß ich. Paolo lächelte. Danke, daß ihr mich darauf hinweist. Dennoch beschäftigt es mich, daß es auf der Erde nicht gut läuft. Ich mache mir Sorgen um meine Freunde.
[UNVERGNATION]
DEINE FREUNDE SIND NICHTEMPATHEN. SIE KÖNNEN DIR NICHT GEBEN, WAS WIR DIR GEBEN.
Ich habe bei euch Frieden gefunden. Dafür bin ich euch dankbar.
Paolo zog sich ein wenig zurück und blendete die Gefühle seiner Gastgeber aus. An diesem Punkt würden sie nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen und er hatte keine Lust, das Thema erneut zu vertiefen. Die Az’e’ess, so hießen die Wesen, bei denen er seit nunmehr zwanzig Jahren lebte, folgten festen Grundsätzen, mit denen sie die REINHEIT-DER-FAMILIE schützten, sprich, ihre eigene Existenz. Frühere Kontakte mit nichtempathischen Wesen waren für sie nicht gut ausgegangen und sie hatten sich schließlich in diesen einsamen Winkel der Galaxis zurückgezogen, in dem es keine Planeten gab, an denen andere Spezies Interesse haben konnten.
Im Laufe der Jahre hatte er sich das zusammengereimt, denn je direkter er danach gefragt hatte, desto schwammiger wurden die Antworten, die er erhielt.
Die Az’e’ess behandelten ihn gut und sie vermittelten ihm immer das Gefühl, daß er hier willkommen war. Willkommener als auf der Erde. Dort würden seine empathischen Fähigkeiten über kurz oder lang dazu führen, daß man ihn gefangennahm und Experimente an ihm durchführte. Oleg war ein mächtiger Mann, aber er würde ihn nicht dauerhaft davor schützen können. Zu sehr unterschied Paolo sich von seinen Mitmenschen.
Jemand, den er sehr haßte, hatte ihn einmal als Singularität bezeichnet. Er war die einzige Person mit dieser Gabe, das Zufallsprodukt einer Reihe von Mutationen. Wie eine Antenne empfing er die Gefühle der Lebewesen in seiner Umgebung und konnte auch seine eigenen Emotionen nach außen senden. Diese Fähigkeit bildete bei ihm einen sechsten Sinn und ging weit über das intuitive Einschätzen der Stimmung eines Gegenübers anhand seiner Körpersprache hinaus, zu dem wir alle mehr oder weniger in der Lage sind.
Auf der Erde war er mit dieser Gabe unsozialisierbar. Selbst seine engsten Freunde Mike und Maurice strengte es an, längere Zeit mit jemandem zusammen zu sein, der jede kleinste Regung wahrnahm, vor dem man nichts zurückhalten konnte.
Der Einzige, der das schaffte, war ausgerechnet Ángel, jener verschlossene Mann, der ihm zweimal das Leben gerettet und ihn während der langen Phasen seiner körperlichen und seelischen Genesung begleitet hatte. Irgendwie brachte er es fähig, ihn als die Anomalie zu akzeptieren, die er darstellte, und dabei ruhig und gelassen zu bleiben.
[ENTSCHEIDNIS]
DU MUẞT NACHDENKEN. WIR KOMMEN SPÄTER WIEDER.
Paolo sah seine Lieblingsfamilie sich in Richtung des purpurnen Hains entfernen, in dem sie am Rande einer Oase mit ihren Artgenossen lebten. Seinen eigenen Lebensbereich hatten sie ein ganzes Stück außerhalb ihrer Siedlung in einer sandigen Ebene gebaut. Falls sich durch einen Unfall ihre Atmosphäre mit seiner vermischen würde, gäbe es eine große Explosion. So hatte es ihm Mike einmal erklärt.
Glücklicherweise war das nie geschehen.
Über der Sandebene veränderte sich die Farbe des Himmels. Der bläuliche Gelbton, in dem der Himmel bei dem hier normalen, trockenen Wetter strahlte, begann, vom Horizont her rasch dunkler zu werden.
Die Abenddämmerung ist das nicht. Der Schatten, den sein Haus in der hinter ihm stehenden Sonne warf, verriet ihm, daß es erst früher Nachmittag sein konnte.
Paolo kniff die Augen zusammen. In einiger Entfernung sah er gelbliche Schleier und darüber ein Wetterleuchten. Sie kamen rasch näher.
Er konzentrierte sich und sendete eine Warnung in den Hain.
Ein Sandsturm! Er wird bald hier sein.
[VERSTÄNDBARKEIT], antworteten ihm mehrere der dortigen Familien und WIR KÜMMERN UNS trug den Engrammstempel seiner Lieblingsfamilie.
Kurz darauf flackerte die Luft um sein Gebäude herum. Ein bläulicher Schirm trübte die Sicht auf die Umgebung und Paolo spürte die statische Ladung, die das elektrische Feld verursachte. Diese technische Lösung war nicht perfekt, aber sie würde den meisten Sand und den Wind von ihm fernhalten. Die Az’e’ess konnten sich und ihre Siedlung mit dem eigenen elektrischen Feld schützen, das sie wie alle Lebewesen auf Enewah ständig produzierten. Die Blitze des Unwetters wurden dabei abgeleitet und unterstützten nebenbei die Energieversorgung der Gemeinschaft.
Der elektrische Schutzschirm besaß noch eine unangenehme Eigenschaft: Er schnitt ihn von dem steten Untergrundrauschen an Gefühlen ab, das die Siedlung fortwährend produzierte. Paolo hatte sich im Laufe der Zeit so daran gewöhnt, Teil dieses Kollektivbewußtseins zu sein, daß sein Fehlen ein permanentes Unwohlsein verursachte, das mit zunehmender Dauer stärker wurde.
Ich muß dagegen ankämpfen. Spätestens bei meinem nächsten Besuch auf der Erde muß ich damit wieder zurechtkommen.
Der Sturm dauerte viele Stunden. Die elektrisch aufgeladenen Sandkörner, die gegen seinen Schutzschild prasselten, erzeugten ein weißes Rauschen, das für sich allein einschläfernd gewirkt hätte. Über allem lag aber ein konstantes Brüllen, das der Sturm hervorbrachte.
Auf der Erde hätte sich das wie ein lauter und tiefer Orgelton angehört. In der Wasserstoff/Kohlendioxidatmosphäre, die seinen Lebensraum umgab, erzeugte der Sturm aber ein nervenzerfetzendes, schrilles Kreischen.
Wie gut, daß meine Familie nicht hören kann.
Wie gut, daß es Abhilfe dagegen gab. Oleg versorgte ihn über die regelmäßigen Transporte mit allem technischen Spielzeug, das Geld kaufen konnte. Dazu gehörten auch schallabsorbierende In-ears. Gleich nach dem ersten Sturm, nach dessen Abklingen er mit seinen Nerven am Ende war, erhielt er sie. Er verstand nicht, wie sie funktionierten, aber er genoß es, sich aus der Welt ausklinken zu können, und stattdessen entspannende Musik hören zu können.
Oleg erwartete von Paolo natürlich eine Gegenleistung. Auf dessen Bitte konstruierten die Az’e’ess ihm eine digitale Schnittstelle für das mit einer der ersten Lieferungen mitgeschickte Ultrabook. Seitdem führte Paolo ein Tagebuch, chattete mit Oleg und Xandr und stellte seinen Gastgebern gelegentlich Fragen in Olegs Auftrag.
Über Olegs VPN konnte er sogar Mike erreichen. Besonders freute er sich aber, daß er von nun an auch Kaan kontaktieren konnte, seinen früheren Geliebten. Stundenlang schrieben sich die beiden und einige Zeit später, nach einem Upgrade der Schnittstelle, genügte die Datenrate sogar für einen Videochat.
Im Laufe der Jahre hatte sich mit Kaan mehr ein Business-as-usual eingespielt. Zwar telefonierten sie noch regelmäßig. Sein Freund trauerte ihm nicht mehr hinterher, führte jetzt sein eigenes Leben und hatte sich damit abgefunden, daß er Paolo nur noch gelegentlich für kurze Zeit sehen konnte.
[FRAGSTELLUNG)
DER STURM IST VORBEI
Paolo schreckte aus dem Dämmerzustand hoch, in den ihn die akustische Berieselung versetzt hatte. Als er die Plugs aus den Ohren zog, war es tatsächlich wieder ruhig. Gerade wurde der Schutzschirm abgeschaltet und etwas Sand rieselte auf das Haus herunter. Draußen trübten noch feine Teilchen die Luft und einige Staubteufel tänzelten über die Ebene. Dicht über dem Horizont kämpfte sich die Sonne durch den abziehenden Sturm, der ihr sattes Orange in ein tiefes Rot verwandelte.
Er sah seine Lieblingsfamilie aus dem Wohnhain sich auf seine Behausung zubewegen. Überraschenderweise begleiteten sie mehrere andere Pärchen.
Er hatte gelernt, seine Gastgeber an Feinheiten des Wuchses und des Arrangements ihrer Sprößlinge voneinander zu unterscheiden. Die Begleiter gehörten zu den Familien, die die Ansiedlung leiteten, zu der sein Wohnbereich gehörte.
Ich bin wach, sendete er. Ist etwas geschehen? Hat der Sturm die Siedlung beschädigt?
Die Antwort erhielt er überraschenderweise von allen Familien gleichzeitig. Die leicht asynchronen Emotionen erzeugten bei Paolo eine spontane Gänsehaut.
[ÜBERZEUTIGUNG]
DAS IST UNMÖGLICH.
[WICHTIGKEIT]
ES GIBT NEUIGKEITEN. WIR HABEN WIEDER KONTAKT!
Was für einen Kontakt meint ihr?, sendete Paolo ratlos zurück.
[KATEGOZEUGUNG]
ES GIBT NUR EINEN KONTAKT! DEN KONTAKT ZU ANDEREN EMPATHEN!
Ihr meint, euer Kollektiv hat Kontakt mit anderen Empathen hergestellt?
[FREUREGUNG]
NICHT EIN EMPATH. EIN GANZER PLANET! WIR HATTEN KONTAKT MIT ZWEI VERBUNDENEN EINHEITEN.
Die Erregung der Az’e’ess griff auf Paolo über. Es gab also noch mehr Empathen im Universum. Aber etwas war seltsam.
Warum kommt ihr mit mehreren Familien, um mir das zu erzählen. Ich bin doch nicht wichtig.
Die Antwort warf ihn beinahe aus seinem Sitz und ließ ihn erregt keuchen:
[IRREKTUR]
DU BIST WICHTIG! SIE SIND SAUERSTOFFATMER WIE DU. DU MUẞT SIE FÜR UNS BESUCHEN!
Kapitel 4. Anokha
Genußvoll hielt sie ihr Gesicht in den heißen Wassernebel und ließ die Tropfen an ihrem Körper kondensieren und herunterlaufen. Wasser war bei dieser Dusche nicht allzuviel im Spiel. Die eigentliche Reinigung besorgten Ultraschallwellen, ganz ohne Seife. Dennoch fühlte sie sich erfrischt und erholt, als wenig später andere Düsen die Feuchtigkeit wieder aus der Kabine absaugten, sie trocken pusteten und die zurückgewonnene Flüssigkeit den Aufbereitungstanks zuführten.
Sie nahm ihre Kleidung aus einem versiegelten Fach in der Wand und zog sich wieder an. Dann verließ sie die Kabine und betrat den Gemeinschaftsraum.
»Diese Schalldusche ist der Hammer«, sagte sie zu Lakshmi.
»Sie war Teil der letzten Lieferung, bevor Shantimay und Du unsere Runde komplettierten.« Die Stationsleiterin strich sich eine rötliche Haarsträhne aus dem Gesicht. »Die Projektleitung meinte wohl, daß wir Anspruch auf etwas mehr Komfort hätten, wenn wir schon die nächsten fünf Jahre hier verbringen müssen.«
»Diese feuchten, vorgeseiften Läppchen, die man auf Indus VII verwendet, gehen auf lange Zeit gar nicht.«
»Zugestimmt. Zehn Minuten und maximal wöchentlich während des Tages lautet die Anweisung aus Bengaluru. Das Ding saugt die neuen Speicher schneller leer als die Sonne sie auffüllen kann.«
»Langt deren Kapazität schon, um über die zweiwöchige Nacht zu kommen?«
»Nope.« Lakshmi brachte es fertig, nur die linke Braue zu heben, etwas, das Anokha jedes Mal mißlang, wenn sie es versuchte. »Dafür haben wir Elektrolysezellen. Sonst würde es hier schnell kalt werden.«
»Haben wir denn schon genug Energie, damit ich mit meiner Arbeit anfangen kann?«
»Der Computer sagt ja. Du kannst im Laborcontainer ein Beet herrichten. Was bekommen wir denn als erstes?«
»Salat und Zwiebeln, dachte ich«, antwortete Anokha. »Die sind robust und bringen schnell Ergebnisse. Außerdem verursachen sie kaum Abfall.«
»Zugestimmt.«
»Dann fange ich am besten gleich mit Aufbauen an.« Jetzt hob Anokha die Brauen. »Kann mir jemand dabei helfen? Einige Bauteile sind zu schwer für eine Person.«
»Du brauchst keine Hilfe.«
Die Angesprochene räusperte sich und verließ den Raum. Natürlich nicht, hier wog ja alles nur ein Sechstel! Wie hatte sie das vergessen können? Vor ihrem geistigen Auge sah sie die Szene, in der zwei Männer, die sie mittlerweile als Aryan und Valin kannte, den schweren Transporttunnel ganz allein zwischen Fähre und Basis positioniert hatten.
»Shantimay macht heute seinen ersten Ausflug auf dem Rover. Am Abend erwarte ich eure Berichte«, rief ihr die Kommandantin hinterher.
Anokha widerstand der Versuchung, albern durch die Gegend zu hüpfen. Sie würde nur gegen die Decke prallen und vielleicht sogar schmerzhafte Bekanntschaft mit Ecken und Kanten machen. Das Gehen fühlte sich zwar nicht mehr nach Schwimmen an, wie auf der Orbitalstation. Dennoch verließ sie das Gefühl nicht, sich andauernd in Zeitlupe zu bewegen. Solange sie das nicht in den Griff bekam, sah sie sich lieber vor.
Vor der Tür zu ihrem Arbeitscontainer lungerte zu ihrer Überraschung Shantimay herum.
»Ich fahre erst in einer Stunde«, beantwortete er ihren fragenden Blick. »Da dachte ich, ich kann Dir ein wenig helfen.«
»Danke, das ist lieb.« Anokha lächelte erfreut. »Wobei Lakshmi mich gerade darauf aufmerksam gemacht hat, daß wir keine starken Männer brauchen werden, so leicht, wie hier alles ist.«
»Meine Stunde kommt schon noch«, strahlte Shantimay sie an. »Und mit zwei Händen mehr geht es sicher schneller.«
»Recht hast Du.« Anokha öffnete die Tür. »Dann laß uns mal sehen, was wir haben.«
In der folgenden halben Stunde bauten sie gemeinsam den ersten hydroponischen Behälter vor der Längswand des Containers auf. Ihr Arbeitskollege plauderte sonnig vor sich hin, verhielt sich dabei aber überraschend geschickt, als er die Vielzahl an Sensoren verkabelte, die in Becken und Abdeckung integriert waren.
»Meine Güte, bist Du schnell!«, staunte Anokha. »Ich hätte Dir nicht so viel Feingefühl zugetraut, mit … mit Deinen …«
»Sag’s ruhig: grobe Pranken!« Shantimay lachte leise. »Meine Eltern wollten, daß ich Hockeyspieler werde. Ich mochte aber Badminton lieber. Und ich konnte Dinge reparieren, die andere wegwerfen wollten. Ich hätte gern ein Handwerk gelernt, aber ich mußte studieren. Tja, und hier bin ich nun.«
Shantimay lachte so ansteckend, daß Anokha einstimmte.
»Es ist gut, daß Du hier bist«, raunte sie ihm zu, als sie hinter sich das Schnappen der Türverriegelung hörte und Lakshmi eintrat.
»Solltest Du nicht schon umgezogen sein?«, tadelte sie Shantimay, der gerade seine Hände hinter dem Rücken versteckte. »Du mußt den Rover noch vorbereiten.«
»Er hat mir geholfen«, antwortete Anokha für ihn. »Ich habe … ihn darum gebeten.«
»Alles im Griff. Dann fange ich mal an.« Shantimay warf Anokha einen dankbaren Blick zu und verließ den Container.
»Nimm ihn nicht in Schutz!« Lakshmis Tonfall hatte an Schärfe gewonnen.
»Das tue ich nicht!«, verteidigte sich Anokha. »Ich hätte Stunden gebraucht, um die Verdrahtung richtig hinzubekommen. Für ihn waren es nur ein paar Handgriffe.«
»Dann hoffe ich, daß seine Erkundungstouren für uns genauso wertvoll werden, wie seine Handgriffe offensichtlich für Dich.«
Ich werde mir jetzt verdammt noch mal kein schlechtes Gewissen machen lassen. Sie ist nicht meine Mutter!
»Kann ich noch etwas tun, wenn ich hier fertig bin? Du kommst doch nicht ohne Grund«, klopfte sie daher auf den Busch.
»Du lenkst ab.«
»Tue ich nicht!«
Anokha erwiderte den scharfen Blick der Kommandantin unbewegt und hoffte, daß die jetzt zu einem sachlichen Umgangston zurückkehrte.
»Du kannst wirklich etwas tun.« Jetzt klang die Stationschefin verlegen. »Stelle uns bitte aus den Vorräten für später ein Essen zusammen. Ich habe einfach ins Regal gegriffen und hatte dabei kein glückliches Händchen.«
»Das schaffe ich.« Anokha lächelte erleichtert.
Mutter hat mir Kochen beigebracht. Sie wollte, daß ich der Familie keine Schande mache, wenn ich ein besseres Hausmädchen bei Ramesh Chand gewesen wäre, dem Ehemann, den sie mir zugedacht hatte.
Das sagte sie aber nicht, sondern wandte sich dem Kühlbehälter zu, in dem die Sämlinge für die Hydroponik lagen.
Lakshmi sah ihr kurz zu. Dann erlosch ihr Interesse ebenso schnell, wie es aufgeflammt war und sie schlug die Tür hinter sich zu.
Anokha dachte eine Weile über die erste Anpflanzung nach. Schließlich entschied sie sich dafür, das Beet in eine nährstoffärmere und eine nährstoffreichere Hälfte zu teilen. In erstere bereitete sie Salat und Kressesamen vor, für die andere suchte sie Karotten und Zwiebeln aus.
Das wächst alles schnell und die Jungs und Mädels haben gleich etwas Abwechslung, sobald ich die ersten Salate zubereiten kann.
Schließlich war sie mit ihrer Vorbereitung zufrieden und schloß die Boxen. Dann öffnete sie die Wasserzufuhr, justierte die Nährstoffgabe und stellte pH und Salzmenge ein. Als letztes schaltete sie das Pflanzlicht an und betrachtete ihr Werk.
So müssen sich die Götter gefühlt haben, als sie Pflanzen und Tiere erschufen. Sie kicherte innerlich, aber ein wenig stolz war sie doch. Jetzt hängt alles davon ab, ob wir es schaffen, die Umweltbedingungen hier konstant zu halten.
»Du hast gerade ein Viertel unserer Wasservorräte verbraucht.« Lakshmi klang vorwurfsvoll, als sie in den Gemeinschaftsraum zurückkehrte.
»Sieh es als Investition in die Zukunft. Wir gewinnen doch ständig frisches Wasser aus der Elektrolyse.«
»Zugestimmt.« Die Kommandantin wandte sich ihren Instrumenten zu und wirkte glücklicherweise nicht, als wolle sie das Thema jetzt vertiefen.
Anokha nahm ein Tablet zur Hand und vertiefte sich in eines der Manuale, die technische Details der hydroponischen Anlage beschrieben, mit denen sie bisher noch nicht beschäftigt hatte.
Eine andere Tür öffnete sich und Aryan kam herein. »Shantimay ist jetzt auf dem Rückweg«, berichtete er. »Er sagt, er habe etwas gefunden. Valin betreut ihn. Ich brauche gerade etwas Stille um mich. Ich wußte nicht, daß jemand so viel reden kann.«
Anokha kicherte und fing sich einen strafenden Blick der Kommandantin ein.
»Wir brauchen unbedingt eine Kaffeemaschine«, sagte Aryan, nachdem er sich ein Päckchen Wasser aus einem Vorratsbehälter gegriffen hatte und lustlos daran herumnuckelte. »Ich bin schon gespannt, wie man bei einem Sechstel G kochen kann.«
»Vorher müssen wir erst den Luftdruck erhöhen«, wiegelte Lakshmi ab. »Mit der halben Atmosphäre, die wir hier derzeit haben, können wir zwar atmen, aber das Wasser siedet schon bei siebzig Grad. Ich weiß nicht, wie der Kaffee dann schmeckt.«
»Die nächsten Pendelflüge bringen doch bestimmt auch frische Luftflaschen mit, oder?«
»Die nächsten Pendelflüge bringen vor allem neue Container mit. Dafür brauchen wir die frische Luft.«
»Nichts darf man.« Sein ansteckendes Grinsen sagte, daß er das nicht ernst meinte.
Danach senkte sich Stille über die Runde …
Kapitel 6. O’waktr
Der Lärm, als jemand an die Tür der Wohneinheit hämmerte, hätte Tote zum Leben erweckt, aber O’waktrs Spezies besaß glücklicherweise keinen Gehörsinn. Dennoch nahm das Wesen die Vibrationen wahr, die sich in Wänden und Boden fortpflanzten und – besser noch – es spürte die Präsenz des anderen. Eine bekannte Präsenz.
Mit einer Bewegung, die auf einem Planeten mit weniger als 1,5 G Schwerkraft leichtfüßig erschienen wäre, schwang das Wesen seine vier säulenartigen Beine von der Konstruktion herunter, auf der es halb saß und halb lag. Mit einem der vier tentakelartigen Fortsätze, die ihm als Arme dienten, tippte es auf ein Display und die Tür schwang auf.
»Ich freue mich, euch so schnell wiederzusehen«, begrüßte es seinen Besucher mit einigen schnellen Bewegungen seiner Tentakel und synchronen Lippenbewegungen seines Kommunikationsmundes. »Willkommen in meinem bescheidenen Zuhause, Haikiri.«
»Ihr untertreibt, wie immer.« Das andere Wesen verstand und antwortete auf die gleiche Weise. »Ihr lebt in einer exklusiven Gegend.«
Ein Blick aus dem Fenster zeigte gedrungene, betongraue Gebäude, zwischen denen eine grüne, dschungelartige Vegetation wuchs. Die Exklusivität dieser Gegend erschloß sich daraus nicht unmittelbar.
»Meine … Dienste sind bei geschäftlichen Verhandlungen … wertvoll genug«, antwortete O’waktr zögernd und wies auf ein weiteres Sitz-Liegemöbel.
Beide nahmen Platz und arrangierten ihre zahlreichen Gliedmaßen.
»Es freut mich, daß ihr eure … eure Anomalie mittlerweile nutzbringend einzusetzen versteht.« Haikiri verknotete zwei seiner Tentakel kurz zu einem komplizierten Muster, um sie gleich wieder zu lösen. »Als ihr mir damals im Institut vorgestellt wurdet, hätte ich nicht erwartet, daß ihr es jemals schafft, euch in die Gemeinschaft zu integrieren.«
»Zu der Zeit war ich noch ein Kind, kaum dreißig Jahre alt, das die eigenen Eltern verstoßen hatten.«
»Ihr habt euch weiterentwickelt und schafft es, daß sich niemand mehr in eurer Gegenwart unbehaglich fühlt. Ihr könnt stolz darauf sein.«
»Besonders stolz bin ich darauf, daß ich euch als Freund bezeichnen darf«, antwortete O’waktr und streckte Haikiri zwei seiner Tentakel entgegen.
Das andere Wesen erwiderte die Geste und beider Tentakel wanden sich für kurze Zeit umeinander. Draußen flog mit ohrenbetäubendem Knattern eine Personentransportdrohne vorbei. Die beiden nahmen den Lärm nicht wahr und genossen den Augenblick der Zweisamkeit.
»Ich vermute, daß ihr nicht unserer Freundschaft wegen hier seid«, sagte O’waktr, nachdem sie ihre Tentakel wieder entflochten hatten.
»Direkt auf den Punkt, wie immer.« Haikiris Kommunikationsmund verzog sich zu etwas, das in ihrer Welt ein Grinsen darstellte. »Meine Mitarbeiter reden immer erst den Putz von den Wänden herunter, ehe sie ihre Absichten kundtun.«
»Was kann ich denn tun?«
»Es ist so, daß unser Institut nicht mehr die seiner Bedeutung angemessene Förderung erhält. Heute könnten wir jemanden wie euch nicht mehr so individuell betreuen, wie es uns damals möglich war. Daher…«
»Soll ich einen Abschläger holen?«, schnitt ihm O’waktr das Wort ab.
»Was?«
»Für den Putz an den Wänden.«
Haikiri stutzte und stieß dann ein Geräusch aus, das nach einer Mischung aus Rülpser und Schluckauf klang und richtete drei seiner vier Stielaugen auf das Gegenüber. Das vierte Auge versuchte, über die flache Erhebung auf dem tonnenförmigen Rumpf zu blicken, die bei seiner Spezies den Kopf darstellte. Es gelang ihm aber gerade so eben nicht.
»Wir brauchen eure Hilfe. Ich brauche eure Hilfe.« Haikiri neigte seinen Körper ein wenig in O’waktrs Richtung, damit ihn auch das vierte Auge sehen konnte. »Ein neuer Sponsor hat sich gemeldet. Ein großzügiger Sponsor, der alle unsere Probleme auf einen Schlag lösen könnte. Wir sind uns aber über seine Absichten nicht klar. Ich hätte gern, daß ihr die Verhandlungen überwacht.«
»Ich verstehe. Wenn euch jemand anlügt, erkenne ich es und vielleicht sogar die Absicht dahinter.«
»Genau. Es gibt nur ein Problem. Wir können nicht…«
»Ich erwarte keine Gegenleistung. Nicht von euch. Ich verdanke euch alles, was ich heute bin.« O’waktr erkannte in den Gefühlen seines Gegenübers klar den Grund seiner Verlegenheit und enthob ihn dieser. »Wann beginnen die Besprechungen?«
»In sechzehn Tagen, wenn ihr es möglich machen könnt.«
O’waktr hielt kurz Zwiesprache zu seinem mathematischen Gehirn und antwortete dann: »Das paßt mir. Ich werde mir für euch einige Tage freimachen.«
Das Wesen spürte die Erleichterung des Gegenübers wie eine Welle zu sich herüberrollen.
»Ihr lebt selbstverständlich bei uns«, versicherte ihm Haikiri.
»Ich fühle mich höchst geehrt«, erwiderte O’waktr förmlich, denn Haikiri stand in der kastenartigen Struktur dieser Gesellschaft gleich mehrere Ebenen über ihm. Leute seines Ranges kümmerten sich üblicherweise nicht um die Bedürfnisse der Niederen.
»Sendet mir eine Nachricht, wenn ihr bereit für die Abreise seid. Ich kümmere mich um die nötigen Genehmigungen für den Transport.« Haikiri erhob sich und deutete mit einer Geste an, gehen zu wollen.
O’waktr stand ebenfalls auf und entriegelte den Eingang für seinen Gast. Noch einmal berührten sich ihre Tentakel, dann verließ Haikiri den Wohnbereich.
Nachdenklich stapfte der Zurückgebliebene zu einer metallisch schimmernden Fläche, die an einer der Wände seiner Behausung angebracht war, und berührte sie mit zwei Tentakeln. Ein irisierendes Leuchten lief rundherum und in der Mitte der Fläche leuchteten eine Reihe von Glyphen auf. Das Wesen berührte mehrere von ihnen in so rascher Folge, daß ein menschliches Auge ihnen nicht zu folgen vermochte.
In der Wand öffnete sich ein Fach, aus dem es mehrere Schälchen mit Inhalt unterschiedlicher Konsistenz entnahm. Da es diesen mit sichtbarem Appetit verzehrte, schien es sich um Nahrung zu handeln. Einiges davon bewegte sich noch. Bei einigen flinken wurmartigen Geschöpfen mußte O’waktr sich mit Schlucken beeilen, damit sie ihm nicht wieder aus seinem Eßmund herauskrochen …
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