Universum und Bügelwäsche

Was tut man nicht alles, wenn man von mangelnder Inspiration gebeutelt in der heimischen Schreibwerkstatt sitzt? Manche stürmen nach draußen an die frische Luft, um sie zu schnappen. Andere legen Patiencen oder spielen Ego-Shooter am Rechner, bis sie vergessen haben, was sie eigentlich wollten. Es gibt so viele Möglichkeiten, um auf andere Gedanken zu kommen und den alten Pegasus wieder zu satteln.

Ich für meinen Teil bügele gerade Bettwäsche. Aber nicht irgendeine Bettwäsche, sondern fabrikneue Bettwäsche, die noch niemals eine Mangelstube von innen gesehen hat.

Was stelle ich dabei fest? Es ist unglaublich schwierig, der neuen Wäsche zu sagen, wie ihre künftige Form sein soll. Die Nähte sind nach der ersten Wäsche irgendwie verdreht, und wollen sich partout nicht korrekt übereinander legen. Falten erscheinen willkürlich, wo keine sein sollen und die Ecken sind rund. Das korrekte Zusammenfalten für den erstmaligen Einsatz der Bügelpresse gestaltet sich zu einer echten Herausforderung.

Dazu fällt mir eine Anekdote aus meinen Jahren als WiMi (Wissenschaftlicher Mitarbeiter) an der Universität Bremen ein. Bei der erstmaligen Synthese einer neuen chemischen Verbindung war es nämlich immer unglaublich schwierig, diese aus einer Lösung zur Kristallisation zu bringen, um sie danach genauer untersuchen zu können. Ab dem zweiten Mal flutscht alles und man fragt sich, wo denn nun beim ersten Mal das Problem lag. Wir haben in der Arbeitsgruppe dann immer gesagt, daß die neue Kristallstruktur erst im Gedächtnis des Universums gespeichert werden muß, ehe sie dann abgerufen werden kann.

»Vielleicht hat das Universum ja auch ein Gedächtnis für die Falten von Bügelwäsche«, denke ich mir und bin getröstet, daß meine mühevolle Arbeit mit Universum und Bügelwäsche doch letztlich einen Sinn ergibt. Danach fällt mir dann auch wieder ein, was ich eigentlich wollte…